Das beste Wochenende der Saison?

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Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.
Matthias Claudius
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Zwar war die Reise nur etwas länger als vier Tage, aber es war alles dabei. Es lagen zwei Törnpläne vor. Der erste war Den Helder und Texel - der zweite sollte nach Hoorn gehen.

Die Wettervorhersage sah nicht so gut aus, Donnerstag sollte der einzige gute Tag sein, alle anderen verregnet. Die Temperaturen unterschieden sich zwischen Texel und Horn um 4 Grad. Samstag vorausgesagte Höchsttemperatur auf Texel 14 Grad. 
Aufgrund dessen entschieden wir uns (Jenny und Ich) Richtung Hoorn zu segeln. Positiver Nebeneffekt: kein frühes Aufstehen wegen der Gezeiten. Also ging es Donnerstag Vormittag raus auf´s Ijsselmeer erstmal Richtung Enkhuizen. 



Das Wetter drückend warm mit aufkommendem Wind. Wir machten gut Fahrt bei Sonnenschein und kühlen Getränken.
Doch nach und nach verschwand der Himmel in grauem Dunst. Es fing an zu grummeln und ein Gewitter zog nach und nach auf.


Der Himmel wurde in der Ferne schon sichtbar dunkel. 
Unter Regen- oder Gewitterwolken ist es meist kühler und deutlich windiger. Dies veranlasste uns die Segel vorzeitig zu bergen - zu Recht. Die zuvor friedlichen 3 Bft kippten schnell zu 7 Windstärken. Unter Maschine ging es die letzten 5 sm bei Donner und Blitz mit 7 kn nach Enkhuizen. Kurz vor der Landspitze von Enkhuizen kamen uns dann Bekanntschaften von der SY Waka Toa (https://www.instagram.com/sailingwakatoa/) entgegen; was ein Zufall. Die beiden waren auf dem Weg nach Medemblik und später nach Texel.



Wir entschieden uns die Nacht im Buitenhaven von Enkhuizen zu verbringen.
Enkhuizen ist wie immer einen Abstecher wert. 
Der sonst in Enkhuizen sehr zentral gelegene Discounter Action hatte allerdings sein Ladenlokal verlassen. Nach kurzer Recherche hat sich ergeben, dass sich nur Außerhalb der Stadtmauern ein Action befindet. 

Wir entschieden uns diesen aufzusuchen, alleine um mal die Beine zu vertreten. 23 Min Fußweg waren es dann als wir ankamen. Zurück dann das Gleiche. Am Ende des Tages sollten es dann 16.000 Schritte sein, die wir an diesem Tag zurücklegten.


Zurück am Boot angekommen, trafen wir das erste Mal auf unsere Päckchen Nachbarn. Ein sehr sympathisches Paar mit einer gecharterten Breehorn 37 namens Kobbe.



So ließen wir den Abend bei angenehmer Temperatur und Sonnenuntergang am Leuchtturm ausklingen.



Freitag, um 11 Uhr ging weiter nach Hoorn. Vorhergesagter Wind war nahezu 0. Tatsächlicher Wind war bei 3 bis 4 Bft. Aber zuerst mussten wir durch die Schleuse in Enkhuizen.
Kurz nach der Ausfahrt zog wir das Groß hoch und die Genau raus. Der Wind kam aus Nord-Osten, so dass wir erstmal am Wind Richtung Volendam segelten. Alle anderen Mitsegler ließen wir schnell in unserem Kielwasser. Zwischen Volendam und Hoorn kreuzten wir durch den Wind, um direkten Kurs auf Hoorn zu nehmen. Auch das ohne Probleme und relativ glatter See.
Im alten Hafen von Hoorn überraschende Leere - nichts los. Wir entschieden uns für einen Platz am Park im Grünen.



Wir machten uns eine halbe Stunde später auf zum Hafenmeister, der auf der anderen Seite der Einfahrt sein Häuschen hat. Dieser war überaus nett und erklärte uns noch alle Örtlichkeiten sowie Wege in die Innenstadt.
Hoorn ist eine sehr geschichtsträchtige Stadt. Von hier aus starteten viele Handelsschiffe der VOC im goldenen Zeitalter ihre Route zum Kap der guten Hoffnung, Indonesien bis nach Japan. Übrigens: Das in Afrika liegende Kap Hoorn hat seinen Namen dem kleinen Örtchen am Markermeer zu verdanken.
Die Geschichte Hoorns scheint auch heute noch gegenwärtig. Fast alle Häuser erinnern an das reiche 17te Jahrhundert - man befindet sich heute noch in damaliger Atmosphäre.


Natürlich bietet Hoorn auch ein großzügiges Angebot an Shoppingmöglichkeiten und einzigartigen Shops.
Hoorn wuchs erst in den letzten 40 Jahren rasant an Einwohnern. Hoorn bekam damals den Auftrag das überfüllte Amsterdam zu entlasten. Heute zählt Hoorn über 70.000 Einwohner.






Gegen Abend sanken die Temperaturen etwas und wir bekamen einen Nachbarn in der Zeit, in der wir weg waren. Insgesamt hatte sich der Hafen ziemlich gefüllt. Man sah am Hafenbeckenrand überall Wasserpflanzen, die von Crews aus Ruder und Schraube entfernt wurden. So ging ich auch dem Entfernen der Planzen am Heck nach. Diese Wasserpflanzen sind eine Plage am Markermeer.
Am späten Abend unternahmen wir noch einen Spaziergang zum Stichting Jachthafen, da dort ein Nachbar sein Boot liegen hat. Dieser war allerdings nicht an Bord - lediglich eine Ente wohnt wohl bei Abwesenheit dort.


Zwerfsteen (dt. = Findling) ist ein Boot aus Beton, also aus Ferro-Zement.

Der nächste Morgen startete mit Regen, äußerst ungemütlich. Es wurde überlegt in Hoorn zu bleiben oder woanders hinzusegeln. Die Entscheidung fiel auf Segeln - und zwar nach Medemblik, um unsere Runde komplett zu machen.
Unseren holländischen Nachbarn haben wir dann um kurz nach 11 Uhr unsere sofortige Abfahrt klar gemacht. Sie schienen doch etwas überrascht und überfallen - aber 11 Uhr sollte spät genug sein.
Bei der Fahrt durch die Ausfahrt trafen wir nochmals auf den netten Hafenmeister, der uns auf die schlechte Sicht hinwies und uns viel Erfolg wünschte. In dem Moment sahen auch wir erstmal den dichten Nebel vor der Einfahrt von Hoorn.


Im Nebel angekommen, drehten zwei Segler direkt wieder um in den Hafen. Wir ließen uns allerdings nicht abschrecken und schalteten die Beleuchtung an. Gesegelt wurde aus Sicherheitsgründen erstmal unter Genua. Eine halbe Stunde nach der Ausfahrt ließ der Nebel auch schon wieder nach und wir segelten ums Eck Richtung Schleuse. Der Wind diesmal achterlich. Deshalb beließen wir es auch bei dem Genau, es würde durch das Groß nur abgedeckt werden. Auch diesmal ließen wir alle anderen Mitsegler im Kielwasser zurück.
In die Schleuse konnten wir direkt einfahren und passierten Enkhuizen recht zügig.
Diesmal segelten wir mit beiden Segeln am Wind an der Landzunge entlang nach Medemblik.


Auf dem offenen Ijsselmeer vor Andijk frischte der Wind von angenehmen 6-7 m/s auf 10-11 m/s auf. Das Genau wurde gerefft, dennoch ging es hart am Wind recht ungemütlich mit viel Krängung weiter. Wir näherten uns dem Regattafeld vor Medemblik. Es schien genug Abstand, doch plötzlich waren wir mittendrin. Nagelneue Contest Yachten kamen auf uns zu und segelten parallel zu uns. Auch dort machten wir ungewollt und gerefft garnicht mal so eine schlechte Figur. 😎


0,7 Seemeilen vor Medemblik fuhren wir unter Maschine in den Hafen von Medemblik ein.
Im Oosterhaven war leider schon alles belegt und für ein Päckchen war kein Boot in unserer Größe. Deshalb ging es an den Meldesteiger des Pekelharinghavens. Dort bekamen wir vom freundlichen Hafenmeister eine Box in erster Reihe - ein toller Platz.


In Medemblik machten wir eine Abstecher zum Supermarkt Deen und später in die Pizzeria La Grotta. Die Pizza ist dort allerdings nicht zu empfehlen. Wer im Dorf Pizza essen möchte, der sollte dies woanders tun.
Den Abend ließen wir erstmals mit Fernsehen ausklingen.

Sonntagmorgen begann mit Sonnenschein und warmen Temperaturen. Es hieß wieder kurze Hosen an und los.
Diesmal allerdings mit Windstärke 1. Nach einer halbe Stunde konnten wir uns das dahintreiben unter Segeln nicht mehr ansehen. Deshalb motorten wir bis Stavoren mit 6,8 kn bei spiegelglattem Ijsselmeer zur Schleuse.
Dort war schon einiges los. 20 min Wartezeit waren es mindestens.
Die alte Schleusenkammer sollte es werden. Vor uns zwei Segler und ein Motorboot. Dieses stellte sich erstmal in der Schleusenkammer quer und blockierte die Einfahrt für mindestens 5 min und das trotz zwei Maschinen. Das war ein perfektes Beispiel dafür wie man es nicht macht.
Auch nach der Schleusung sorgte das besagte Motorboot nochmal für Aufsehen. Es bremste alle Boote auf dem Kanal aus, nur weil es irgendwann links in einen Hafen wollte. Ein Segler musste ständig Gas wegnehmen, deshalb drückte ich zwei Mal kräftig auf´s Horn. Und siehe da - plötzlich fand der MoBo-Fahrer den Gashebel.

Naja und das war´s auch von diesem langen Wochenende. Es war wirklich alles dabei und eigentlich alles perfekt. Bisher war es das beste Wochenende der Saison.
Ich hoffe es folgen noch viele weitere. 💪



Wer ständig mit dabei sein will, der kann gerne mal auf unserem Instagram Profil vorbeischauen. In den Storys findet ihr immer aktuelle Infos und Bilder 😇

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Bis dann und ahoi.

Dominik


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